Sonntag, 17. Juni 2012

Mond-Zyklus


Vollmond

Er reibt mich auf
und lässt mich nicht mehr schlafen.
Ich schau zu ihm
er macht die Nacht zum Tag.
Sein Auge blitzt,
doch will er mich nicht strafen.
Er zeigt mir bloß,
was mich sonst heimlich plagt.

Mein Blut pulsiert,
nun lausche ich der Stille.
Die Nacht ist ruhig,
ein Wolkenband erglüht.
Er schimmert durch,
als wäre dies sein Wille,
setzt sich zur Wehr,
wenn ihn ein Schleier trübt.

Die Welt erstrahlt,
im Glanze seines Leuchtens,
sein fahler Schein
verzaubert Wald und Feld.
Da dringt zu mir
ein Anflug des Verstehens,
derweil sein Licht
in zarte Nebel fällt.

Ich fühle mich
von seiner Kraft gebändigt.
Der Wolf in mir
heult auf, wenn er mich trifft.
Die Nacht vergeht,
doch bleibt die Kraft beständig,
ich banne sie,
sie fließt in meinen Stift. 




Nachtmond

Träumend blick' ich in die Ferne,
Neugier trag' ich in in die Sterne,
Nachtwind streichelt meine Haut.
Was ich täglich neu erlerne -
meine Grenzen, lern ich gerne,
Winzigkeit bleibt mir vertraut.

Mond, du treuer Wegbegleiter,
deine Leuchtkraft stimmt mich heiter,
weil dein Rhythmus allem gleicht.
Wandle dich, du Wandelmeister!
Rege an, die trägen Geister!
Schau' - wie weit mein Dasein reicht!

Heute Nacht mag ich verstehen,
mag mich als ein Funkeln sehen,
ehe ich erloschen bin.
Was ich war, wird schnell vergehen,
weicht dem nächtlichen Geschehen,
hoffentlich nicht ohne Sinn.

Noch bewahrt sich mir der Morgen,
noch mag ich mir Stunden borgen,
Stunden aus dem Lauf der Zeit.
Wozu dienen alle Sorgen?
Mein Geschick bleibt doch verborgen,
denn mein Wissen reicht nicht weit. 


 
Tagmond

Gestern lachte mir der Mond
schon zur Mittagstunde.
"Deine Mühe sei belohnt",
sprachs aus seinem Munde.

Wärme strömte mir ins Herz,
sandte mir die Sonne.
Aufgezehrt war aller Schmerz,
ich nahm's hin, mit Wonne.

Wolken trüben nun den Tag,
bergen ein Geheimnis.
Jener, der die Wolken mag,
sieht darin kein Säumnis.

Lauer Wind umschmeichelt mich,
trägt zu mir die Liebe.
Ruft mir zu: "Ich misste dich,
wünschte dass du bliebest."

Jene Worte klingen nach,
tief in meiner Seele.
Flüstern wie ein leiser Bach:
"Schön, dass du mich wähltest!"

So verklingt der nächste Tag,
in vereinter Ferne.
Wenn mich auch die Sehnsucht plagt,
hab ich dich doch gerne.

Heute schweigt der Mittagsmond
hinter grauen Schleiern.
Doch ich hab' sein Wort vertont,
mag dich singend feiern.


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